70 Jahre FC-Tischtennis

 

Am 1. Januar 1951 wurde die Tischtennisabteilung des FC ins Leben gerufen. Knappe drei Jahre nach der Fusion von Sülz 07 und dem KBC 01 zum 1. FC Köln hieß es im FC-Clubmagazin: „Klein – sehr klein – aber fein, so kann man auch von dem sicher kleinsten aller Sportbälle, dem Tischtennisball sagen, wenn er im rasanten Flug vom Schläger in das Spielfeld saust, oder effetgeladen kaum für möglich gehaltene Kurven zieht.“ Eine FC-Tradition nahm in blumigen Worten ihren Anfang.

fort-v_1947-48-3Die Ursprünge des Tischtennissports beim 1. FC Köln liegen in einer alten Baracke auf dem Trainingsgelände des Tennis- und Hockeyvereins Blau-Weiß. Dort nämlich trafen sich gegen Ende der 1940er-Jahre einige Interessierte, um auf einer selbstgebauten Platte Ping Pong zu spielen. Als das Gebäude abgerissen und die Gruppe damit obdachlos wurde, kam der Klettenberger Kaffeehausbesitzer Adi Osterspey ins Spiel. Dieser war zugleich ein Vetter des legendären FC-Präsidenten Franz Kremer, was die Sache vereinfachte. Die beiden vereinbarten die Einrichtung einer Tischtennis-Abteilung unter dem Dach des FC. Offiziell am 1. Januar 1951, vor 70 Jahren also, war es dann soweit.

Noch im Gründungsjahr wurde der spätere, langjährige Abteilungsleiter Helmut Vollbach Mitglied des Vereins. „Als Jugendlicher trainierte man damals im Sälchen der Gaststätte Doetsch, heute ABS. Dort durfte geraucht und getrunken werden, es gab allerdings nur eine einzige Platte. Und nur, wer das Geld hatte, zu konsumieren, also etwa eine Frikadelle zu essen, durfte auch schon vor 17 Uhr an den Tisch“, erinnert sich Helmut Vollbach. 1954 trat dann auch der damals 18-jährige Berliner Rudi Bleich ein. Weil Vollbach den Verein einst für zwei Jahre verließ, ist Bleich nunmehr das älteste ununterbrochene FC-Mitglied – Vereinstreue über 67 Jahre! Auch der lupenreine Brettchenspieler Bleich weiß von alten Zeiten zu berichten. „Die Spiele im Sälchen am Samstagabend konnten durchaus bis halb Zwei gehen. Und für eine ruhige Hand“, so Bleich, „verschwand man dann auch schonmal nach vorn an den Tresen.“

Schon bald nach der Gründung stellten sich erste Erfolge ein. Das Team brachte es im Laufe der 1950er-Jahre bis in die Landesliga und scheiterte mehrfach nur knapp am Aufstieg in die Oberliga – damals die höchste deutsche Spielklasse. Nach der Errichtung des Geißbockheims im Grüngürtel wurden die Spiele sogar eine Weile im dortigen Saal ausgetragen – ein Experiment, das man bald wieder einstellte. Für den Tischtennissport waren die dortigen Decken einfach zu niedrig. Dorthin zurück kehrte man dann allerdings 1963, nachdem der Sprung in die neu geschaffene Verbandsliga gelungen war. Der damalige FC-Präsident Oskar Maaß zeichnete die Spieler um Rolf Adams und die Gebrüder Guld mit der silbernen Ehrennadel des Clubs aus.

helmut-und-bagher

Mit Beginn der 1970er-Jahre stagnierte dann jedoch das Vereinsleben. Die erste Mannschaft musste sich nach mehreren Abgängen wieder in die Bezirksklasse zurückziehen, und im Jahr 1980 hatte der FC seinen Tiefpunkt erreicht. Nach internen Querelen war der gesamte Nachwuchs zu anderen Vereinen abgewandert, die Abteilung auf gerade noch zwei Herrenmannschaften heruntergewirtschaftet. In diesem Moment übernahm dann Helmut Vollbach das Ruder. „Ich hatte null Ahnung“, sagt er im Nachhinein, „aber von überall her hieß es: ‚Mach et, Helmut!‘ Und dann hab ich‘s halt gemacht.“

In den Jahrzehnten unter seiner Leitung ging es aufwärts mit dem FC-Tischtennis. Zur Seite standen Vollbach verdiente Helfer wie etwa der unermüdliche Bagher Mortazavi, der auch heute wieder nach einigen Jahren Pause in der Abteilungsleitung aktiv ist. Helmut Vollbach, der ehemalige städtische Beamte, schuf neue, solide Strukturen, deren erste Früchte man 1988 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga erntete. Zwei weitere erste Plätze führten die Mannschaft zu Beginn der 1990er-Jahre sogar in die Verbandsliga. Parallel dazu setzte man konsequent auf intensive Jugendarbeit. Der FC-Nachwuchs gewann Titel auf Kreis- und Bezirksebene, die 1. Jugend setzte sich in der Verbandsliga fest.

Verbunden ist dieser Aufschwung im Nachwuchsbereich nicht zuletzt mit dem Trainer und Jugendwart Jörn Schneider ab 1995. Drei Jahre später qualifizierte sich das Jungenteam um Andy Nau und Marius Becker souverän für die Westdeutsche Meisterschaft. Und im Zenit stand die Mannschaft von 2003, als sie das Finale der Deutschen Meisterschaft erreichte. In der Aufstellung Philipp Gärtner, Marcus Steinfeld, Felix Deschamps und Moritz Schwiede scheiterte man nur denkbar knapp mit 4:6. Philipp Gärtner und Marcus Steinfeld stehen noch heute in den vorderen Mannschaften des 1. FC Köln. Immer wieder gelang es der Jugendabteilung, Talente zu entwickeln, die sich auch im Herrenbereich durchsetzten. Genannt seien da zudem etwa Niklas Voss und Benno Pütz, die nach sehr erfolgreichen Jugendjahren inzwischen in der NRW-Liga aufschlagen. Auch weiter unten mischt der FC in beinahe jeder Etage mit: Eine 5. Mannschaft in der Bezirksliga ist NRW-weit einmalig. Zehn gemeldete Herren-Teams zum Saisonstart brachten neben dem FC nur fünf weitere NRW-Clubs an die Platte – ein weiterer Topwert!

team-mit-abstand-jpgSehr erfreulich ist auch das Abschneiden der Spitzenmannschaft in den letzten Jahren. Nach zwei Saisons in der Regionalliga gelang 2010 völlig überraschend der Aufstieg in Deutschlands zweithöchste deutsche Spielklasse. Der FC tat das Notwendige und investierte in neue Spitzenspieler. Unter anderem stieß damals der frischgebackene Westdeutsche Vizemeister Lennart Wehking zum 1. FC Köln. Nach einigen Rückschlägen hat sich das Team inzwischen in der 2. Liga etabliert, und zwar zuletzt so erfolgreich wie noch nie zuvor in der Vereinsgeschichte. Die beiden einzigen Matches vor der Coronapause wurden beide gewonnen, das Team steht verlustpunktfrei auf dem 4. Platz. Mit einer 2. Mannschaft in der Regionalliga verfügt der FC zudem über eine exzellente Reserve.

Helmut Vollbach und Bagher Mortazavi wurden zu Ehrenmitgliedern des 1. FC Köln ernannt. Ihre erfolgreiche Arbeit wird seit nunmehr zwei Jahren von FC-Urgestein Thomas Mertens und seinem Vize Gianluca Walther fortgesetzt. Noch einmal verstärkt wurde unter ihrer Regie die Jugendarbeit, die der FC inzwischen auch in Schulen und Kindergärten betreibt. Dank insgesamt neun Jugend- und Schülermannschaften mit Mädchen und Jungs im Alter von acht bis 17 Jahren ist der FC-Nachwuchs in jeder Altersklasse vertreten. Die Weichen für die Zukunft sind auch nach 70 Jahren Tischtennis-Tradition beim 1. FC Köln gestellt.

15.01.2021 Allgemein Bernd Imgrund

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