Daniel Mertens schrieb einen Artikel für die Kölnische Rundschau, welcher in der gestrigen Donnerstag-Ausgabe veröffentlicht wurde:
Die Brüder an der Platte
Gianluca und Ricardo Walther spielen hochklassig Tischtennis
Köln. Zwei Brüder vereint in ihrer Tischtennis-Leidenschaft: Der kleine Zelluloid-Ball fasziniert Gianluca und Ricardo Walther bereits seit Kindestagen. Während der 28-Jährige Ricardo aktuell beim Bundesligisten Borussia Düsseldorf aktiv ist und von der Teilnahme an den olympischen Spielen in Tokio im Sommer träumt, ist der drei Jahre jüngere Gianluca eine der prägenden Figuren beim 1. FC Köln. Er ist nicht nur Spieler des Zweitliga-Teams, sondern auch der stellvertretende Leiter der Tischtennis-Abteilung beim FC.
Der Vater legte seinen beiden Söhnen die Leidenschaft in die Wiege: Udo Walther spielte zwischenzeitlich in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. „Als Kinder wollten wir schon immer mit in der Halle dabei sein“, erinnert sich Ricardo. Und so war der Weg vorgezeichnet, dass auch die Geschwister mal selbst aktiv an der Platte stehen würden. Erleichternd kam hinzu, dass beide in ihrem Geburtsort Brühl nicht weit von der Halle entfernt wohnten.
Doch Tischtennis war dabei zunächst gar nicht die einzige Sportart. Gianluca versuchte sich auch im Fußball, Ricardo im Tennis. Letztlich blieben aber beide bei der Sportart, die ihnen quasi in die Wiege gelegt wurde. Beim TTC Brühl-Vochem starteten beide ihre Karriere. 2007 verließ Ricardo die Stadt zwischen Köln und Bonn und konnte unter anderem mit Bayer Uerdingen, TTC Jülich, TTC Hagen, TTC Herne, TTC Bergneustadt und dem ASV Grünwettersbach bereits einige namhafte Stationen in seiner Vita sammeln. Für Borussia Düsseldorf schlug Ricardo erstmals zwischen 2012 und 2014 auf, wo er zugleich seine Bundesliga-Premiere feierte und 2014 die Mannschaftsmeisterschaft feiern konnte. Seit dem vergangenen Sommer ist er zurück in der Landeshauptstadt, wohnt in Sichtweite des Tischtennis-Zentrums in Grafenberg.
Der Sportsoldat ist derzeit für seine Tischtennis-Laufbahn bei der Bundeswehr freigestellt. In der Regel zweimal täglich trainiert Ricardo, mit dabei sind auch seine Kollegen aus der Nationalmannschaft, in der er 2012 debütierte. „Auf die Trainingsbedingungen bin ich neidisch“, bekennt Gianluca.
Er selbst, der den Tischtennis-Sport neben seinem Beruf ausübt, muss seine Übungszeiten mit dem Job abstimmen. Gianluca ist aktuell Co-Trainer der U18-Nationalmannschaft und erwirbt derzeit seine Trainer-A-Lizenz. Zudem studiert er Wirtschaftsinformatik an der Uni Köln. Seit 2013 spielt Gianluca beim FC, verlängerte dort jüngst seinen Vertrag bis 2021. „Er spielt sehr aggressiv, will die Ballwechsel so kurz wie möglich halten“, charakterisiert Ricardo seinen Bruder, der wiederum über Ricardo äußert: „Er verkörpert eine Ruhe am Tisch, will das Spiel passiv aufbauen. Zudem hat er ein großes Ballgefühl.“
Gelegentlich reist Gianluca, der nach wie vor in Brühl wohnt, auch nach Düsseldorf und nutzt die dortigen Bedingungen, um zu trainieren. Gemeinsame Einheiten mit seinem Bruder sind jedoch sehr selten. Überhaupt sehen sich die beiden derzeit kaum, zu voll und unterschiedlich sind die beiden Terminkalender.
In Kürze könnten sich die beiden Wege aber sportlich kreuzen: Beide starten bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende nach Karneval in Chemnitz. Im Vorjahr in Wetzlar setzte sich Ricardo im Achtelfinale mit 4:1 gegen Gianluca durch, wie auch schon 2017, damals im Viertelfinale. „Man ist in so einem Duell verhaltener am Tisch“, beschreibt Ricardo sein Gefühl bei einem solchen Aufeinandertreffen. Insgesamt standen sich beide dreimal in offiziellen Wettbewerben gegenüber.
Grundsätzlich denkbar ist, dass beide eines noch fernen Tages vielleicht im Trikot des 1. FC Köln vereint sein könnten. „Ich fühle mich als Kölner und ich könnte es mir durchaus vorstellen, es wäre ein Traum für mich“, bekennt Ricardo. Doch dieses Gedankenspiel ist aktuell weit weg, müsste der FC hierfür doch zunächst einmal in der Bundesliga spielen. Bis 2021 besitzt Ricardo einen Vertrag in Düsseldorf.
FC in Hamm
Der FC tritt am Sonntag in der 2. Bundesliga beim TTC GW Bad Hamm an. „Das wird ein schwieriges Spiel, sie liegen uns nicht so gut“, urteilt Gianluca Walther. Das Hinspiel ging mit 2:6 verloren. Den Hammer Einser Pavel Platonov stuft Walther zudem als besten Spieler der Liga ein. Hoffnung schöpft der Kölner jedoch aus der Tatsache, dass Hamm nicht konstant spielt (bereits vier Remis und drei Niederlagen in 13 Spielen). Der FC rutschte jüngst auf einen Abstiegsplatz. Das Kellerduell beim TuS Celle wurde derweil vom 8. März auf den 18. April verlegt. Der FC plant hierfür eine organisierte Fan-Reise.
Text: Daniel Mertens
Foto: Simon Fabig
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