Platz zwei gewonnen oder Platz eins verloren? So recht wusste Andre Bertelsmeier selbst nicht, wie er sein Abschneiden beim Europe Youth Top 10 bewerten sollte. Beim Treffen der zehn besten U19-Spieler Europas, das am vergangenen Wochenende im polnischen Grodzisk Mazowiecki stattfand, schloss der Zweitliga-Akteur des 1. FC Köln nach drei Turniertagen als Zweiter ab. „Es war ein sehr langes und anstrengendes Turnier, bei dem ich mir am Ende den zweiten Platz erkämpft habe. Aber man muss auch sagen, dass ich gute Chancen hatte, zu gewinnen“, sagte der Kölner. Was den Deutschen Jugendmeister besonders ärgerte: Noch kurz vor Turnierende am Sonntag hatte Bertelsmeier den Gesamtsieg selbst in der Hand.

Die Grundlage für einen Podiums-Platz legte Bertelsmeier in der Frühphase des Turniers, bei dem mit dem rumänischen Trio Darius Movileanu, Iulian Chirita und Andrei Istrate drei Mitfavoriten nicht angetreten waren. Über weite Strecken gelang dem 18-Jahrigen, was das intensive Wettkampfformat mit neun Best-of-seven-Spielen in drei Tagen verlangt: Er spielte auf konstant hohem Niveau. „Insgesamt habe ich aber über fast alle Sätze geschafft, sehr gut zu spielen und mein Level an den Tisch zu bringen“, urteilte der Rechtshänder, der mit dem FC derzeit die Tabelle der 2. Bundesliga anführt (zum Artikel). Das brachte ihm am ersten Turniertag nicht nur erwartbare Siege gegen den Polen Zalewski (4:2) sowie Benko aus Kroatien (4:1), sondern auch einen 4:2-Erfolg gegen den starken Franzosen und späteren Sieger Flavien Coton, dem Bertelsmeier im Juli bei der Jugend-EM noch unterlegen war.

Mit den ersten Big Points des Turniers im Rücken startete Bertelsmeier auch gut in den zweiten Wettkampftag – mit einem weiteren glatten 4:1-Erfolg gegen den starken Slowaken Arpas. Den ersten Rückschlag musste er in der Folge allerdings gegen einen weiteren Favoriten einstecken: Gegen den 16 Jahre alten Portugiesen Tiago Adiodun, der seit dieser Saison für die TTF Ochsenhausen in der TTBL aufschlägt und als Europas größtes Talent seines Jahrgangs gilt, hatte Bertelsmeier nach sieben Sätzen das Nachsehen. Eine ärgerliche Niederlage – aber auch eine verschmerzbare, waren doch zu diesem Zeitpunkt im Turnier schon alle Favoriten einmal als Verlierer vom Tisch gegangen. Mit einem weiteren Erfolg gegen den Rumänen Bujor beendete Bertelsmeier den Tag – und ging mit 5:1 Siegen und einer glänzenden Aussicht auf den Turniersieg in den finalen Sonntag.

Der begann zwar, wie er aus Sicht Bertelsmeiers beginnen sollte (mit einem glatten 4:0-Erfolg gegen Closset aus Belgien), doch ausgerechnet an der letzten hohen Hürde des Turniers blieb der Kölner schließlich hängen. Gegen den Spanier Berzosa wehrte Bertelsmeier in einem spektakulären sechsten Satz die Niederlage noch ab – im siebten Durchgang aber musste er das Spiel verloren geben. Hätte er den Entscheidungssatz gewonnen, wäre er nur wenige Stunden später Turniersieger geworden. „Ich hatte es bis zum vorletzten Spiel selber in der Hand“, ärgerte sich Bertelsmeier, der sich seine Enttäuschung in der letzten Partie des Turniers gegen Szantosi (4:0 Sätze) nicht anmerken ließ – und sich damit Platz zwei vor Abiodun sicherte.

„Jetzt gilt es, weiterzuarbeiten und den Fokus auf die nächsten Wettkämpfe zu legen“, sagt Bertelsmeier. Und der nächste Höhepunkt wartet schon sehr bald: In der kommenden Woche geht Bertelsmeier bei der Europameisterschaft in Linz an den Start. Diesmal nicht gegen die gleichaltrige Konkurrenz – sondern erstmals in seiner jungen Karriere bei den Erwachsenen unter Bundestrainer Jörg Roßkopf.

Die Spiele am Freitag:
Bertelsmeier – Mateusz Zalewski (Polen) 4:2
Bertelsmeier – Flavien Coton (Frankreich) 4:2
Bertelsmeier – Leon Benko (Kroatien) 4:1

Die Spiele am Samstag:
Bertelsmeier – Samuel Arpas (Slowakei) 4:1
Bertelsmeier – Tiago Abiodun (Portugal) 3:4
Bertelsmeiee – Dragos Bujor (Rumänien) 4:1

Die Spiele am Sonntag:
Bertelsmeier – Tom Closset (Belgien) 4:0
Bertelsmeier – Daniel Berzosa (Spanien) 3:4
Bertelsmeier – David Szantosi (Ungarn) 4:0

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