Nicolas Barrois ist die wichtigste Person hinter den sportlichen Erfolgen des 1. FC Saarbrücken-TT der vergangenen Jahre. Der 35-Jährige, der parallel für die Tischtennis-Firma Tibhar arbeitet, verantwortet als Organisationsleiter die beiden Profi-Mannschaften des FCS, der zuletzt zum Hauptkonkurrenten von Rekordmeister Borussia Düsseldorf aufgestiegen ist. Im Interview spricht er vor dem Pokal-Duell mit dem 1. FC Köln am 15. November in der ASV-Sporthalle über den Charme neuer Gegner, Pokal-Atmosphäre im Tischtennis und die Chancen des FC.
Nicolas, der 1. FC Saarbrücken-TT spielt im Viertelfinale des DTTB-Pokals beim 1. FC Köln. Ihr tretet als amtierender Champions-League-Sieger bei einem Zweitligisten an. Ist das Spiel nur lästige Pflicht?
Nein, ganz im Gegenteil. Wir empfinden das Spiel überhaupt nicht als Last. Es hat für uns sogar viel Charme, in einem Entscheidungsspiel mal nicht gegen einen TTBL-Verein zu spielen. Glücklicherweise ist Köln auch keine Weltreise. Das liegt für uns fast vor der Haustür. Aber zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass das sportlich für uns ein gutes Los ist.
Ihr seid klar favorisiert. Erst vor wenigen Wochen hat sogar eure zweite Mannschaft in der 2. Bundesliga gegen den FC gewonnen [zum Artikel]. Wie blickst du aus sportlicher Perspektive auf das Pokal-Duell?
Wir werden das Spiel jedenfalls nicht auf die leichte Schulter nehmen. Stand heute reisen wir mit voller Kapelle an, das heißt mit allen fünf Spielern aus dem Erstliga-Kader. Gerade Andre [Andre Bertelsmeier; Anm.] hat mit seinen Leistungen bei der EM in Linz und seinen letzten Turnieren aufhorchen lassen. An Hippi [Tobias Hippler; Anm.] sind wir nah dran, weil er bei Tibhar arbeitet. Wir wissen, dass er sehr gut spielen kann und zu den besten Spielern der 2. Liga gehört. Alle Kölner können Tischtennis spielen, trainieren so viel wie unsere Jungs. Aber keine Frage, wir sind der klare Favorit und gehen auch mit breiter Brust an den Tisch.
Anders als im DFB-Pokal, wo z.B. eure Fußballer in der vergangenen Saison u.a. den FC Bayern München geschlagen haben, gibt es im Tischtennis selten Pokal-Abende, an denen ein Underdog einen Favoriten ernsthaft gefährdet. Woran liegt das?
Zum einen am Modus. Es sind nur vier Zweit- oder Drittligisten überhaupt im Achtelfinale dabei, und die haben es traditionell schon schwer, wenn sie dort auf einen Erstligisten treffen. Zum anderen ist der Leistungsunterschied sehr groß. Selbst die Topspieler der 2. Bundesliga hätten es in der TTBL extrem schwer. Im Fußball kommt es durch die Mannschaftsdynamik häufiger zu Überraschungen. Das hat‘s im Tischtennis in der Vergangenheit nur selten gegeben. Der letzte TTBL-Verein, der im Pokal gegen einen Zweitligisten rausgeflogen ist, war meines Wissen Werder Bremen gegen Hilpoltstein [Pokal-Viertelfinale in der Saison 2016/17; Anm.]. Die Liste mit solchen Sensationen wollen wir möglichst nicht verlängern. (lacht)
Ihr seid eine der besten Tischtennis-Vereinsmannschaften nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Welche Bedeutung hat es, in solchen Spielen für euren Verein oder sogar die gesamte Sportart zu werben? Für uns als Verein ist es super wichtig, unsere Bekanntheit zu steigern. Die wenigsten, die in Köln in die Halle kommen werden, haben den FCS schon mal live spielen sehen. Das ist für uns eine Chance, uns zu zeigen. Das ist auch der Grund, warum Borussia Düsseldorf zwei, drei Heimspiele pro Saison in Regionen austrägt, in denen Tischtennis nicht so prominent vertreten ist. Da wollen wir zukünftig auch stärker hin. Deshalb kommen wir gerne als Abwechslung nach Köln. Auch unsere Spieler freuen sich auf neue Hallen und neue Gesichter. Und natürlich hoffen wir, dass wir den einen oder anderen von unserem Sport überzeugen können, der noch nicht so viele Berührungspunkte mit Tischtennis hatte.
Zusammengefasst: Ihr freut euch auf die Party, aber möchtet gerne zum Partycrasher werden. So sieht’s aus. Wir freuen uns, wenn die Halle voll wird und die Stimmung gut ist. Aber wir wollen dazu nur mit guten Ballwechseln beitragen – nicht mit guten Ergebnissen für den 1. FC Köln. (lacht)